Bonn
Einer der wichtigsten Militärstandorte am Rhein
Kurzfassung
Mit 27,8 ha Fläche ist das Legionslager Bonna das größte Standlager einer Legion im Römischen Reich und prägte über 400 Jahre die Militärgeschichte am Niedergermanischen Limes. Das Straßensystem des Lagers ist bis heute im Stadtbild von Bonn ablesbar.
Das Lager im heutigen Bonn
Das Legionslager befindet sich im heutigen Stadtteil Bonn-Castell und war vom 1. bis zum frühen 5. Jahrhundert n. Chr. in Nutzung. Als Standort bedeutender Legionen, insbesondere der legio I Minervia ab etwa 85 n. Chr., spielte Bonna eine zentrale Rolle an der Rheingrenze. Die Architektur des Lagers – mit aufwändigen Verwaltungs- und Versorgungsbauten – entsprach in ihrer Komplexität städtischen Anlagen und unterstreicht die militärische und administrative Bedeutung des Ortes.
Noch heute prägen die antiken Hauptstraßen das Stadtbild: Die in Nord–Süd-Richtung verlaufende via principalis entspricht der heutigen Römerstraße, während Badener Straße und Am Wichelshof der alten via praetoria folgen. Die Straßen Augustusring, Graurheindorfer Straße und Rosental markieren den früheren Verlauf der Wehrgräben.
Historische Bedeutung
Bonna war nicht nur ein militärischer Stützpunkt, sondern auch ein kulturelles Zentrum mit Bewohnern aus weiten Teilen des Römischen Reiches – vom Mittelmeerraum bis nach Britannien. Die legio I Minervia, die hier stationiert war, nahm an zahlreichen Feldzügen teil und war eine der angesehensten Legionen. Sie unterstand zeitweise dem Kommando des späteren Kaisers Hadrian.
Erhaltung und Befundlage
Trotz der intensiven städtischen Überbauung haben sich rund 83 % der ursprünglichen Lagerfläche mit archäologischen Befunden erhalten. Die antiken Baureste sind oberirdisch nicht sichtbar, befinden sich jedoch unter der modernen Bebauung und sind meist gut konserviert. Die ursprüngliche Lagerumwehrung bestand aus einer etwa 1,5 m dicken Mauer, die mit bis zu zwei Gräben umgeben war. In der Spätantike wurde die Mauer auf bis zu 2,5 m verstärkt und ein breiter Graben vorgelegt.
Drei der vier ehemaligen Lagertore liegen noch heute an Hauptstraßen und sind in die städtische Infrastruktur eingebunden. Im späteren Verlauf wurde das Lagerareal vermutlich teilweise von der Zivilbevölkerung genutzt, nachdem die militärische Besatzung reduziert wurde.
Bauliche Bestandteile
Das Legionslager lag auf der jüngeren Niederterrasse und besaß ein wohl durchdachtes System von Straßen, Toren und Befestigungen. Die via principalis bildete die zentrale Nord–Süd-Achse, flankiert von militärischen und zivilen Gebäuden. Die Umwehrung mit Wehrgräben schützte das Lager vor Angriffen. Die spätrömische Verstärkung der Befestigung zeigt die anhaltende militärische Bedeutung auch in Krisenzeiten.